Susanne L., Knieverletzung bei Schiunfall

Kniebeschwerden nach 25 Jahre zurückliegender Verletzung: Die gezielte Triggerpunkt-Behandlung hat mir neue Wege aufgezeigt, damit umzugehen.

 

"7.000 DM – und ich dachte, ich sei reich!" Im Sommer 1995 erhielt ich diese Summe als Schmerzensgeld, nachdem ein Skifahrer mit der Stahlkante seines Skis bei einem Unfall auf der Piste meine Quadrizeps-Sehne oberhalb des Knies so gut wie durchtrennte.

 

Viel Blut floss damals in den Schnee, viele Tränen… dann Rettungs-Hubschrauber, Not-OP, ein sechswöchiger Gipsverband bei gestrecktem Bein, eine lange Phase der Reha und meine erste intensive Begegnung mit der Wunderwelt der Physiotherapie. Während mein Sport-Abitur ausfallen musste, übte ich fleißig, um die Beweglichkeit und Stabilität des verletzten Beines zurückzubekommen – mit Erfolg: Außer einer hässlichen, 13 Zentimeter langen Narbe oberhalb der Kniescheibe erinnerte bald nicht mehr viel an den Unfall. Auch den Satz des Arztes: „Das wird später ihr Arthrose-Knie werden.“, verbannte ich im Alter von 19 Jahren rasch aus meinem Gehirn. Stattdessen finanzierte das Schmerzensgeld meine erste große Reise nach Afrika. Wow!

 

Im Sommer 2020 sah die Welt dann irgendwie anders aus… deutlich weniger aufregend: Das verletzte Bein war zu meiner Schwachstelle geworden. Nicht plötzlich, sondern ganz allmählich über viele Jahre, Jahrzehnte hinweg.

 

 

Als Hobby-Radsportlerin hatte ich das lange ignoriert, einbeinige Belastungen bestmöglich umgangen, das Lauftraining wegen Knieschmerzen stillschweigend aufgegeben. Meiner Trainerin fiel die Dysbalance allerdings nun auch beim Radfahren auf: Der Leistungsmesser am Rad zeigte eindeutig, dass ein Bein zunehmend schlechtere Wattwerte ablieferte. Sie empfahl mir dringend, der Physiotherapie-Praxis von K. einen Besuch abzustatten.

 

Mir war klar: Langjährige Knorpel- und Gelenkschäden kann niemand einfach so verschwinden lassen! Wie soll das gehen? „Das wird später ihr Arthrose-Knie werden“, klingelte es plötzlich wieder in meinen Ohren – mit 44 Jahren, na super…

 

Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass K. mir neue Stabilisationsübungen zeigen würde, vielleicht auch, wie ich falsche Bewegungen vermeiden könnte oder Ähnliches. An eine nachhaltig erfolgreiche Triggerpunkt-Behandlung der Oberschenkel-Muskulatur dachte ich keine Sekunde.

 

Umso größer war meine Überraschung: Bereits am Tag nach der ersten gezielten Triggerpunkt-Behandlung konnte ich das schwächere Bein muskulär besser und zielgenauer ansteuern. Und das, obwohl ich danach zwei Tage lang heftigen Muskelkater an der behandelten Stelle im Oberschenkel spürte. Muskelkater – ohne dass ich selber den Muskel aktiv benutzt hatte, sondern nur durch das gezielte Lösen von zwei oder drei Triggerpunkten! Unglaublich, was da passierte. In den folgenden Sitzungen suchten, fanden und lösten wir Triggerpunkte in verschiedenen Anteilen des Quadrizeps femoris Muskels des schwächeren Beins.

 

Zusätzlich schulte K. meine Aufmerksamkeit auf dieses Bein. Ganz bewusst versuche ich es nun zu stabilisieren, aktiv in allen Abläufen mitzunehmen und einzusetzen – anstatt es klammheimlich zu schonen. Was bedeutet, Bewegungsabläufe zu verbessern, die ich jahrzehntelang unbewusst ein wenig instabil oder unkoordiniert ausgeführt habe. Klingt einfach, ist aber echtes Gehirnjogging: Es kostet mich wahnsinnig viel Energie, mir all die meist unbewusst ablaufenden Bewegungen vor Augen zu führen und sie dann auch noch langfristig zu verändern. Da habe ich noch viel zu lernen. Aber jede stabile Pedalumdrehung, jeder sicher und gut gesetzte Schritt hilft – daran versuche ich nun so oft wie irgend möglich zu denken.

 

Bei lockeren Ausfahrten auf dem Rad gelingt es mir inzwischen, ausgewogen in die Pedale zu treten, ohne messbare Dysbalance. Und selbst bei intensiven Einheiten, die mich über einen langen Zeitraum viel Kraft kosten, hat sich die Rechts-/Links-Balance deutlich verbessert.

 

 

Die Folgen der Verletzung von vor 25 Jahren lassen sich nicht ungeschehen machen und heute weiß ich, dass 7.000 DM damals längst keine angemessene Entschädigung waren – doch die gezielte Triggerpunkt-Behandlung hat mir neue Wege aufgezeigt, damit umzugehen. Und die sind unbezahlbar.


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